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Verstopfung

29.04.2004

Kurz die Vorgeschichte: Am Montag stellte ich fest, dass mein gutes Knatterschwein nicht mehr richtig fährt. Schon noch, aber es kam auf keine fünfzig Sachen mehr und es fehlte ihm der Biss, den die 3,7 PS sonst auf die paar Kilo wirken - sprich, da waren keine 3,7 PS mehr, ich konnte noch so am Gas ziehen - nichts.

Sehr deprimierend war es, im Stadtverkehr nun statt des unduldsamen Dränglers auf einmal das verkehrsbehindernde Mofa abzugeben. Zumal ich auch nicht bremsen konnte, da mich jedes Beschleunigen wieder unendliche Zeit gekostet hätte: So dass ich, um das Tempo zu halten, erst rücksichtslos überholen und auf dem Bürgersteig fahren musste - um danach wieder alle zu behindern, weil auch das gehaltene Tempo waren irgendwann bloss noch vierzig. Furchtbar.

Mein Mechaniker riet mir - alle Supportleute tun dies in vergleichbarer Weise - den Vergaser von Schmutz zu befreien, denn diese Arbeit kann ich selbst und gehört auch zu meinen normalen Wartungspflichten. Leider nur brachte es gar nichts, wenn die Wiederholung des Tipps auch bewirkte, dass ich Montag und Dienstag den Vergaser wirklich gereinigt habe, mehrmals, mit Wasser und Seife und Kompressoren und im Backofen getrocknet und durchgepustet und alles abgeschraubt, was ein Gewinde hatte - ich kenne mich jetzt gut damit aus, immerhin.

Als das Problem aber fortbestand, schnüffelten wir am Motoröl und stellten fest, dass es gewaltig nach Benzin roch: Simmerring zwischen Zylinder und Kupplung durch. Da war es aber schon nach achtzehn Uhr und Zweirad-Gönne hatte schon zu. (Die würden auch ohne Ladenschluss nicht länger öffnen, weil sie sind der beste Simson-Laden in der Stadt und dürfen das.)

Gestern abend war also mein Freund und Helfer noch einmal da und hat den Simmerring auf der linken Seite des Motors gewechselt. Danach fuhr das Nutztier aber immer noch nicht richtig, wenn auch spürbar besser als zuvor.

Der Gute Mechaniker war erst ratlos, aber dann fiel uns ein: Der Zylinder hatte sich durch den ausgeleierten Simmerring lauter Öl angesaugt und dieses verbrannt, woraufhin der Auspuff völlig dicht und voller Russ war. Kein Wunder, dass es dann nicht fährt - wenn Ihnen jemand die Nase zuhält und sagt: Schnauben Sie mal!, dann würden Sie auch nicht Folge leisten.


Der Auspuff mit Endschalldämpfer (17)
Wir haben das verstopfte Abgasrohr ab- und auseinandergeschraubt und zunächst die Einzelteile eines Endschalldämpfers geborgen. Diese erinnerten mich an gewisse Teile ausdauernd benutzter MGs - daran man auch nur durch heftiges Kratzen und Stochern feststellen konnte, ob es sich nun noch um Dreck oder schon um Metall handelt. Wie in meiner Bong konnte man auch schon nicht mehr durchgucken und es war alles voll von schwarzem Schmand, der teils eine bröckelige Kruste, teils eisenhart und teils ein öliger Schleim war; aber stets tiefschwarz. Ich dankte dem HERRN, dass ich eine ebenso schwarze Hose anhatte.

Den Auspuff haben wir dann ausgebrannt und ausgeklopft, den Schalldämpfer (oder zumindest die noch etwas intakten Teile davon) mit dem Schraubenzieher gereinigt und den Hof grosszügig eingesaut. Das Altöl vom Ringwechsel wurde dankenswerterweise von einem Perserteppich aufgesaugt, den jemand auf dem Hof vergessen hatte und der aber zu kaputt ist und zu sehr nach Stubentiger riecht, um noch verwendbar zu sein. Es ist keine Gewissensbelastung dabei, zumal wir das meiste Öl gestern schon abgelassen hatten.

Na, jedenfalls das Knatterschwein fährt jetzt wieder wie zuvor. Es ist nur etwas lauter, weil so ein Deckelteil vom Endschalldämpfer nun lose in der Mülltonne rumklappert, statt im Endtopf des Auspuffs. Aber das soll mich nicht stören - denn ich bin ja längst wach, wenn ich morgens um sechs zur Arbeit fahre, und die Sinfonie voll der Brillanz und Fülle eines 50ccm-Motors ist ohnehin nur dem Banausen ein Dorn im Ohr.

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