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Leben von der Differenz

06.03.2004

Ach! die verdammte Wetterlage
ist miserabel, keine Frage.
Es fällt der Schnee in dichten Flocken,
kein Fleckchen ist mehr draussen trocken.

Das Nutztier steht zwar wohlverpackt
geschützt im Hof und ist nicht nackt;
doch Sorge kräust des Fahrers Stirn:
Der Sonntagfrüh zieht durch sein Hirn.

Zwar muss ich nur den SPIEGEL kaufen
und könnt' das kurze Stück auch laufen;
zur Tanke hin und mal zurück
wär wahrlich kein Husarenstück.

Keine Meile misst der Weg!
Doch bin ich morgens gar so träg,
alles macht noch Schwierigkeiten -
und wer nicht laufen kann, muss reiten.

Reiten aber durch den Schnee
tut auch ohne Hinfalln weh.
Das Eisbein hat sich rasch ergeben,
und in den Fingern stirbt das Leben.

Flocken kleben am Visier,
rauben jeden Ausblick mir -
und klapp ich's hoch, hab ich zwar Sicht:
Nebst Eiskristallen im Gesicht.

Diese schmelzen zwar sogleich;
doch vorher in die Nase weich
bohrn sie sich mit spitzen Ecken
und bleiben dort wie Pfeile stecken.

Fahrtwind macht die Augen laufen,
durch die Nase muss ich schnaufen
spür Gas und Bremse kaum noch mehr
und der Schulterblick fällt schwer.

Mit tauben Fingern geb ich dann
das Zeitungsgeld dem Tankemann
und schwing mich wie Knecht Hinkebein
stocksteif auf mein Knatterschwein.

Bevor das Leben mir entweicht,
ham glücklich wir den Hof erreicht
Das gute Tier wird zugedeckt
und an der Kette festgesteckt.

Oh! könnte ich nur Sklaven kaufen,
anstatt vier Treppen hochzulaufen
mit steif- und blaugefrornen Knien
mich stufenweise abzumühn!

Doch dann! der Himmel öffnet sich
komm in die warme Wohnung ich
wo ich mich von meiner Jacke
und andren Hüllen frei entpacke -

Leben kehrt in mein Gebein
zurück und ich lass Wasser ein
stell die Lasagne in den Herd
und lege mich dann unbeschwert

ins Schaumabad und kann geniessen
wie heisse Wasser mich umfliessen:
Und gut bezahlt! So streich ich ein
den Lohn der winterkalten Pein.